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Patellaluxation
Die Patella oder „Kniescheibe“ ist ein kleiner Knochen (Sesambein), der sich innerhalb der Sehne der Quadrizeps-Gruppe (Oberschenkelmuskeln) befindet. Die Patella ist ein integraler Bestandteil des Kniegelenks und hat die Aufgabe die Zugrichtung der Quadrizepsmuskulatur zu verändern.
Eine Patellaluxation tritt auf, wenn sich der Knochen aus der Rille (Sulkus) am unteren Ende des Oberschenkelknochens herausbewegt. Hunde sind häufiger betroffen als Katzen. Die Verlagerung der Patella kann entweder zur Innenseite, eine sogenannte mediale Luxation, oder aber zur Außenseite des Kniegelenks, die sogenannte laterale Luxation, erfolgen.
Betroffene Tiere weisen Lahmheiten auf, die von einer plötzlichen, ausgeprägten und nur kurzzeitigen Lahmheit bis hin zu einer hochgradigen Lahmheit mit Steifheit nach der Ruhephase als Folge einer sekundären Osteoarthritis reichen können.
Manchmal kann das „Zurückspringen“ der Patella beim Beugen und Strecken des Kniegelenks gefühlt oder sogar gesehen werden. Bei der orthopädischen Untersuchung kann festgestellt werden, ob eine mediale oder laterale Patellaluxation vorliegt und wie leicht eine Luxation erfolgen kann. Für die Patellaluxation gibt es verschiedene Grade:
Grad 1
In diesen Fällen kann die Patella aus der Rille gedrückt werden, springt jedoch sofort nach Beendigung der Palpation wieder in den Sulkus zurück.
Grad 2
Dies scheint der häufigste Grad der Patellaluxation zu sein. Die Patella befindet sich die meiste Zeit innerhalb der Rille, bewegt sich aber periodisch aus der Rille heraus (Luxation). Dies tritt normalerweise während der Bewegung auf und ist möglicherweise nicht mit offensichtlichen klinischen Anzeichen verbunden.
Grad 3
In diesen Fällen befindet sich die Patella für die meiste Zeit außerhalb der Rille, kann in diese manuell zurückverlagert werden. Dort verbleibt sie jedoch bei Beugung und Streckung des Gelenks nicht.
Grad 4
Dies sind die schwersten Fälle, treten jedoch selten auf. Die Patella ist dauerhaft luxiert und kann nicht in den Sulkus geschoben werden. Dies sind die am schwierigsten zu korrigierenden Fälle und können mit recht ausgeprägten knöchernen Deformationen der betroffenen Extremität verbunden sein.
Wenn die Patella luxiert ist, kann die Quadrizeps-Muskelgruppe nicht effektiv arbeiten, was zu einer Krafteinschränkung führt. Die Fähigkeit der Kniekehle sich zu strecken und Gewicht zu tragen wird ebenfalls reduziert. Die Lahmheit ist bei Hunden mit Patellaluxation sehr variabel. Einige haben keine offensichtlichen klinischen Anzeichen, während andere phasenweise Lahmheiten mit vollständiger Entlastung der Gliedmaße aufweisen können. Wenn die Patella luxiert, kann der Knorpel an der Gelenkoberfläche beschädigt werden, was zu einer Osteoarthritis führen kann.
Ursachen
Die meisten Fälle von Patellaluxation sind medial und sind häufig ein angeborenes Problem. Zu den Rassen, die eine Veranlagung für eine mediale Patellaluxation aufweisen gehören Miniatur- und Zwergpudel, Yorkshire-Terrier, Pomeranian, Pekinese, Chihuahuas und Boston Terrier. Auch Hunde großer Rassen sind betroffen und der Labrador Retriever scheint besonders prädisponiert zu sein.
Eine laterale Patellaluxation ist seltener zu beobachten und kann bei großen oder kleinen Rassen auftreten. Bei Katzen tritt eine Patellaluxation seltener auf als bei Hunden. Zu den prädisponierten Rassen gehören die Devon Rex und die Abessinier. Obwohl die spezifische Ursache der Patellaluxation in diesen Fällen nicht bekannt ist, ist man sich im Allgemeinen einig, dass Gliedmaßenfehlstellungen die zu Grunde liegenden Ursachen sind.
Eine Patellaluxation kann auch nach einem traumatischen Ereignis auftreten, das die Stützstrukturen des Kniegelenks zerstört. Dies ist bei Katzen und Hunden jeder Rasse und Größe zu beobachten.
Therapie
Nicht alle Tiere mit Patellaluxation müssen operiert werden. Diese Entscheidung wird nach der klinischen Untersuchung mit Ihnen ausführlich besprochen.
Für Hunde, die eine Operation benötigen, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Obwohl jedes dieser Verfahren isoliert angewendet werden kann, werden sie häufiger in Kombination eingesetzt. Diese Techniken umfassen eine Vertiefung der Oberschenkelrinne (sogenannte Sulkoplastik), eine Verschiebung des Befestigungspunktes des Kniescheibenbandes am Schienbein (Tuberositastransposition), das Lösen der straffen Faszie auf der Seite der Luxation und die Raffung der überdehnten Faszien auf der Gegenseite. In Ausnahmefällen können korrigierende femorale oder tibiale Osteotomien (Knochenschnitte im Bereich des Ober- und Unterschenkels) oder künstlicher Ersatz der Rinne erforderlich sein, um die Extremität neu auszurichten. Fixiert werden die Fragmente dann jeweils mit Platten.
Trochlear Ridge Arthroplasy
Nachsorge
Wir empfehlen, dass die Tiere für 6 Wochen nach der Operation nur eingeschränkt bewegt werden dürfen und während dieser Zeit ermutigt werden, die Extremität kontrolliert zu benutzen. Langsames, sanftes Führen an der Leine im Garten sind ideal, ebenso wie eine begleitende Physiotherapie. Die Physiotherapie kann nach der Operation vorteilhaft sein und die Muskelmasse und den Bewegungsumfang der Gelenke zu verbessern.
Wir möchten unsere Patienten etwa 6 Wochen nach der Operation erneut untersuchen. Diese Untersuchung umfasst normalerweise sowohl eine klinische als auch eine röntgenologische Beurteilung. Das Ziel dieses Besuchs ist es zu bestätigen, dass die Luxation korrigiert wurde und der operative Eingriff ausreichend verheilt ist. Auf der Grundlage dieser Untersuchung können wir Sie über weitere Übungen und eine eventuelle Steigerung der Aktivität beraten. Die meisten Tiere nehmen etwa 3 Monate nach der Operation ihre normale Aktivität wieder auf.