Tierärztin untersucht Hund

Schmerztherapie

Chronische Schmerzen sind beim Tier wie bei uns Menschen sehr komplex und häufig schwer zu therapieren. Bei unseren Haustieren kommt erschwerend hinzu, dass sie Schmerzen nicht mit Worten mitteilen können und deshalb Schmerz häufig nicht einfach zu diagnostizieren ist. Oft fällt dem Tierhalter nur auf, dass sich das Verhalten seines Tieres über Wochen bis Monate schleichend geändert hat, der Hund oder die Katze beispielsweise nicht mehr so aktiv ist wie früher, oder dass es Wesensveränderungen zeigt (z.B. fauchen oder knurren eigentlich verschmuste Tiere plötzlich bei Berührungen). Gerade wenn keine deutliche Lahmheit vorliegt, werden diese Veränderungen oft einfach dem zunehmenden Alter zugeschrieben. Dadurch wird das, durch die Schmerzen verursachte Leiden oft nicht als solches erkannt, obwohl es vielleicht gut therapierbar wäre.

Besonders Katzen haben ein sehr subtiles und für das ungeschulte Auge oft kaum erkennbares „Schmerzverhalten“. Viele Katzen versuchen Krankheiten und Leiden zu verbergen oder ziehen sich einfach etwas aus ihrem gewohnten Umfeld zurück. Lahmheiten werden im Gangbild von Katzen kaum sichtbar.. Deshalb gibt es in den letzten Jahren viel Engagement, Untersuchungen und neue Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie von (chronischen) Schmerzen für Katzen. Im Rahmen ihres Besuches bei uns in der Klinik versuchen wir als „katzenfreundliche Klinik“ explizit auf die besonderen Bedürfnisse für das Wohlbefinden und die stressfreie Untersuchung dieser Spezies einzugehen.

Chronische Schmerzen sind allgemein sehr komplex, es kommt zu fortschreitenden Umbauprozessen des Nervensystems und herkömmliche Schmerzmittel wirken deshalb häufig nicht mehr ausreichend. Daher greifen wir an der Klinik für Kleintiere bei diesen Patienten meist auf ein multimodales und interdisziplinäres Therapiekonzept zurück. Hierbei werden verschiedene Medikamente, sowie analgetische und Lebensqualität fördernde Maßnahmen miteinander kombiniert, um in der Summe den bestmöglichen Therapieerfolg, bei einem geringst möglichen Nebenwirkungspotential zu erzielen. Dies ist wichtig, da Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, häufig schon etwas älter sind, und gerade mit zunehmendem Alter auch andere Begleiterkrankungen, wie z.B. eine eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion, Herz-Kreislauferkrankungen oder ein empfindlicher Magen-Darm-Trakt zunehmend auftreten.

Typische Beispiele für chronische Schmerzpatienten sind Tiere mit fortgeschrittener Osteoarthritis, Tumorerkrankungen, neurologischen Erkrankungen wie Bandscheibenvorfällen oder mit Ohr- und Zahnerkrankungen. Aber auch internistische Probleme wie Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder chronischen Blasenentzündungen können ursächlich sein, ebenso wie großflächige Traumata.

An der Klinik für Kleintiere bieten wir eine von interdisziplinär arbeitenden Spezialisten für Schmerztherapie geführte Spezialsprechstunde für Tiere mit komplexen Schmerzzuständen an.

Im Rahmen dieser Sprechstunde arbeiten wir mit Kollegen aus den verschiedenen Bereichen Orthopädie, Physiotherapie, Neurologie, Onkologie, innere Medizin, Dermatologie und bildgebende Verfahren eng zusammen, um für den jeweiligen Patienten ein individuelles Diagnostik- und Therapiekonzept zu entwickeln. Hierbei ist unser oberstes Gebot, eine gute Lebensqualität für das Tier-Tierhalter-Team zurück zu gewinnen bzw. zu erhalten.

Da viele Veränderungen sehr langsam und dezent auftreten bieten Ihre Beobachtungen als Tierhalter über das Verhalten ihres Tieres in vertrauter Umgebung oft sehr wertvolle Hinweise, die in Kombination mit einer klinischen Untersuchung oft für einen Therapiebeginn ausreichen.

Sollten trotzdem weiter Schritte nötig sein, stehen uns durch die fachgebietsübergreifende Zusammenarbeit an der Klinik für Kleintiere verschiedenste diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Ist bereits Diagnostik bei Ihrem überweisenden Tierarzt erfolgt, bringen Sie mögliche Befunde bitte zum Sprechstundentermin mit. Wir arbeiten eng mit unseren überweisenden Kollegen zusammen und freuen uns auch über eine kollegiale telefonische Besprechung des Patienten im Vorfeld.

Gerne bringen Sie uns auch ein Video ihres Tieres mit, um das Verhalten in gewohnter Umgebung besser beurteilen zu können.

In Zusammenarbeit mit Ihnen als Tierhalter kann durch die Anwendung von multidimensionalen verhaltensbasierten Schmerzskalen der Grad der Beeinträchtigung durch Schmerz und vor allem auch der Erfolg der Maßnahmen ermittelt werden.

Im Rahmen der multimodalen Therapien bieten wir folgende Behandlungen an:

  • medikamentelle Therapie
  • Umgebungsgestaltung
  • Aktivitätsmanagement
  • Rehabilitation
  • Physikalische Medizin
  • Futterergänzungsmittel
  • Intraartikuläre Injektionen
  • Periartikuläre Lokalanästhesie
  • Schmerzlindernde Bestrahlungsverfahren